[Geschichte] Die Geschichte eines gimpigen Albs, der ein hibernischer "Die Lettant" wurde

Started 12 Nov 2020
by Gloti
in Deutsch
Die Geschichte eines gimpigen Albs, der ein hibernischer "Die Lettant" wurde

Als die Schatten besonders schattig waren, tobte auf den Schlachtfeldern der Welt ein besonders tragischer, blutiger, abscheulicher, entmutigender, trauriger, spannender und opferreicher Krieg zwischen den drei Reichen, die unaufhörlich, kopflos und mit der Begeisterung tollwütiger Henkersknechte, um die Vorherrschaft ringen. Auch Ponder war dabei, ein junger Zaubrer, den alle einfach nur Ponder nannten. Nobel war sein spitzer Hut und kühn sein Zauberstab und sein Ruf ging ihm weit voraus und wenn er sein Mikrophon anschaltete, flohen alle Feinde vor seinem Wort und seine Freunde auch. An jenem schattigen Tag focht dieser tapfere Recke seinen letzten Kampf, denn er wurde in Emain Macha, von einem Pfeil tödlich getroffen, als er mit seinen Kameraden und Kameradinnen und diversen Kameraden, der tapferen, wagemutigen, braven, schönen, vernunftbegabten, strahlenden, verdrehten und überhaupt und alles in allem wunderbaren Gilde, Albions Rache, unterwegs war. Serenish wollte sich noch zwischen ihn und das tödliche Geschoss werfen, ging dann aber doch lieber aufs Klo, zu viel Pfefferminztee.

Die Himmel weinten und die Regentropfentränen benetzten den leblosen Körper, der wider jeder Logik halb in der Luft schwebte, was dem Alter des Spiels geschuldet war. Und er musste ganz und gar tot oder AFK sein, denn er nahm den Rezz nicht an. Und seine Kameraden, Kameradinnen und diverse Kameraden beweinten den Tod eines treuen, aufopferungsvollen, weisen, klugen, bescheidenen, grüblerischen Mannes, wie es Ponder dereinst war. Und die Berge warfen ihre Wehklagen zurück, genauso wie die Frage, ob man ihn nun kicken und im LFG nach Ersatz suchen solle und Paules lallender Bemerkung, dass er nun völlig besoffen sei, da er doch heute ein Ponder-Strirbt-Trinkspiel durchgezogen habe.

Das war vorerst das Ende.

Zeit verging und verging immer mehr. Zeit ist stets im Überfluss vorhanden, daher gibt sich die Geschichtsschreibung keine besondere Mühe, sparsam damit umzugehen.
Lange hörte man nichts von Ponder und manche grübelten seinem Schicksal hinterer. Lange war sein Name von den Listenkellern des Heralds getilgt.
Doch horcht auf, ihr blechernen, polierten, leeren, arroganten, majestätischen, verkanten und überheblichen Bewohner Albions, wenn ihr vom ewigen Geklapper eurer Dosen noch nicht gänzlich taub seid. Horcht auf ihr Wilden, stolzen, ungebändigten, muffigen, akribischen, versessenen, plumpen und großartigen Krieger aus dem Lande Midgard, wo man die Gabel noch für eine wahnsinnig tolle Erfindung hält.

Horcht alle auf, denn aus den Tiefen Grüften der Verdammnis und des Wahnsinns, ist ein alter Haudegen, zu neuem Leben aufgestiegen. Die Ausrufer der Hölle lassen ihre bombastischen Blasinstrumente erklingen, die ansonsten nur zu besonders abscheulichen Anlässen gespielt werden. Die scheußlichsten Dämonen, aus den furchtbarsten Abgründen haben sich versammelt, um diesen Anlass zu feiern, denn endlich sind sie ihn los! Und das kam so:
Seit fast einem Jahr schon ödete er sie an, mit seinen Kalauern, schlechten Witzen, dämlichen Anspielungen, dünnen Anekdoten, politisch inkorrekten Phrasen, intellektuell banalen, komödiantischen Einlagen und seinen ständigen, vollkommen unlustigen Bemerkungen, die er sich wie nichts aus den Fingern saugen konnte. Der Teufel selbst, der zunächst versuchte, den Willen dieses ungeliebten Gastes, mittels Feuerbäder, glühender Zangen und unentwegter, grausamster Folter und Marterungen zu brechen, musste unter Heulkrämpfen in sein Zimmer gebracht werden, wo er sich einschloss und ganze drei Tage lang schmollte, ehe er in einen besorgniserregenden Zustand tiefster Depression verfiel, angereichert durch eine weitausgeprägte Angststörung.

Ein kläglicher Versuch, Ponder mittels bürokratischer Kniffe in den Himmel abzuschieben scheiterte, denn die da oben sind auch nicht so dämlich, wie man meinen könnte. Und so war guter Rat teuer. Und weil sich die Bewohner der Hölle nicht mehr vor die Tür wagten, aus Angst, sie könnten Ponder begegnen, wurde es immer stiller, in den ansonsten von Schmerzensschreien und Wehklagen erfüllten Kerkern. Und dann erloschen gar die Feuer des großen Sündersees, weil die Gewerkschaft der höllischen Bademeister in Streik getreten war.

Bald darauf wurde eine außerordentliche, höllische Versammlung abgehalten, auf welcher sich alle Fürsten der Unterwelt trafen. „Das muss ein Ende haben!“, schrie der Fürst der sechsten Hölle, schüttelte eine Faust so groß wie eine Melone und spie einen kleinen Dämonen aus, der kreischend ans andere Ende der großen Tafel rannte und dort explodierte. „Wir müssen etwas unternehmen!“, brüllte Lilleth, ließ ihre monströsen Brüsten rotieren und Funken von ihren Hörnern fliegen. „Wer kann uns nur vor dieser Urgewalt des Bösen retten?“, kreischte ein Sukkubus und seine Stimme halte laut, furchterregend und grässlich durch die große Halle, wo man schon so viele gute, ich wollte sagen, schlechte Beschlüsse getroffen hatte, um die Welt zu verheeren - wie die neue Rechtschreibreform, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und natürlich Mücken.
Doch dieses Mal war die Lage ernst und so strengten sich alle an, eine Lösung zu finden. Vom Teufel selbst war keine Hilfe zu erwarten, er war zu nichts mehr zu gebrauchen. Er saß, umringt von seinen Pflegern auf einem gewaltigen, aus Totenschädeln erbauten Thron und stierte mit trüben Augen ins Leere. Nur manchmal wimmerte er leise Dinge wie „Nein, das war nicht witzig. Womit habe ich das verdient?“, in sich hinein.

Und so mussten sich die anderen ihre infernalischen Köpfe zerbrechen, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Und nach genau 666 Stunden höllischer Zeit, hatte man, nach vielen endlosscheinenden Diskussionen, eine Idee, eine unkonventionelle Idee, aber eine Idee. Eine Idee, die funktionieren könnte.
Die Gemüter besänftigen sich, denn plötzlich wusste man, was zu tun war. Eigentlich hätte an dieser Stelle jemand laut und irre lachen müssen, aber man wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und so wurde man der Tradition untreu.

Der Plan sah vor, Ponder eine Inkarnation zu schenken, mit allem was dazu gehört. Ein absolutes Novum, denn eigentlich hat es die Hölle nicht mit Urlaubsreisen und gibt das was sie einmal bekommen hat, nicht wieder her. Aber ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Mittel und so redete man mit Buddha und Jesus, die eine gewisse Übung im Wiederauferstehen hatten und traf allerhand Vorkehrungen. Und als alles geplant und vorbereitet war, gab es eine weitere, große Versammlung, doch dieses Mal lud man Ponder ein. Alles war festlich geschmückt, alle Anwesenden hatten sich in Schale geworfen. Sogar die kleinen Bösewichte trugen Schleifen, wodurch sie wie entsetzliche Geburtstagsgeschenke aussahen.

Und als Ponder schließlich erschien, traten alle Bestien einen Schritt zurück, ein fetter Balrog grunzte erschreckt und duckte sich, was bei einem sechs Meter großen und 500 Kilogramm schweren Ungeheuer wirklich eigenartig aussah. Die Hollenhunde winselten, die Succuben rutschen nervös auf ihren Stühlen umher. Man spielte ein Lied auf der Satansorgel, um die Stimmung zu heben und als alles bereit war trat schließlich Baal, der beim Würfeln verloren hatte, vor. Vor diesem Moment hatte er sich gefürchtet. Als er zu sprechen ansetzte, hielt der ganze Saal den Atem an, sprichwörtlich, weil in der Hölle natürlich niemand atmet.
„Lieber Ponder“, begann Baal und räuperte sich, „Wegen guter Führung und weil wir dich alle sehr schätzen, möchte ich dir im Namen aller Höllenfürsten, ein Geschenk machen. Du bekommst eine Inkarnation und darfst, mit einem neuen Körper, in die Welt der Sterblichen zurückkehren!“
Alle Anwesenden klatschten verhalten und man merkte ihnen ihre Nervosität an. Sie wirkten wie das Publikum eines Bombenentschärfers, der gerade verkündet hat, dass er nun den roten Draht durchknipsen werde.
„Was ist das männliche Gegenstück zu Reinkarnation? Na?“, rief Ponder freudestrahlend in den abebbenden Applaus hinein. Die sich anschließende Stille war ohrenbetäubend, nur das leise, verzagte Schluchzen des Teufels war zu vernehmen. „Na, Hirschinkarnation. Höhö! Ihr versteht? Das Gegenteil von Re ist Hirsch!“, alle starrten ihn entsetzt an.
Bevor er noch einen draufsetzen konnte, gab ihm Baal einen Stoß und Ponder stolperte in sein neues Leben hinein, sprich in das gleißende Licht des Inkarnationszaubers. Doch erst als sich das Portal gänzlich geschlossen hatte und die Tatsache unumstößlich war, dass Ponder die Hölle verlassen hatte, trauten sich einige der mutigeren Höllenfürsten leise zu seufzen.

Und so wurde der einstmals Tote wiedergeboren. Da die Höllenfürsten jedoch nicht sehr bewandert in Reinkarnationskram waren, reichte es nur zum Hirschkäfer und statt in Albion wurde Ponder in Hibernia wiedergeboren. Doch was spielt das für eine Rolle? Auch andere Mutter haben schöne Söhne, Töchter und Diverse, die man töten kann.

Bald schon hatte der junge Hirschkäfer seine Liebe für Sensen entdeckt und wurde ein Schnitter. Er lernte Freunde kennen, verlor Freunde und machte sich Feinde. Kurz: er hatte mächtig viel Spaß. Nach langen Irrwegen, vielen Stunden des Levelns und Farmens, Zauberns, Redens, Lachens und Fluchens, lernte er einen lustigen Haufen „Die Lettanten“ kennen. Ganz nebenbei lernte er sie kennen. So begab es sich, dass Hirschkäfer einem vor Angst völlig gelähmten Sylvaner begegnete. Seine Furchte, so vertraute der Fremde ihm an, rühre von Borkenkäfern her, die überall lauern und eine echte Plage seien. Hirschkäfer konnte den armen Kerl, mit Tee und Lurikeksen soweit aufbauen, dass sich dieser bald schüttelte und wieder ganz fröhlich wurde. Er stellte sich als Borkie vor und beide wurden echt gute Kumpels. Nach einer langen Zeit, etwa zwei Minuten, fragte Hirschkäfer dann, ob er nicht der Gilde Borkies beitreten könne. Denn Gimp war er ja bereits lange gewesen, ein Die Lettant bisher aber noch nicht. Er witterte einen Aufstieg. Und Polli, eine junge, extrem Reiche junge Hibbifrau, die so nett ist, dass sie sogar NPC bufft, lud Hirschkäfer in die Gilde ein, mit der heiligen Auflage: Sobald er Borkenkäfer anschleppe, würde er ohne Warnung gekickt.

Und man wollte den Gildeneintritt Hirschkäfers mit einem Picknick in Tur Suil feiern, jedenfalls redete sich das Hirschkäfer ein. Man packte also einen imaginären Picknickkorb mit lauter guten Sachen: Streifen von Sandpapier, in allen nur möglichen Körnungsgraden, Hibbikeksen, Käse mit Avokado, Salat mit extra vielen Zwiebeln, Döner, Schokolade von Rewe, dazu Scheurebenwein, Bier und grünen Tee.
Die Gefährten stürmten den Dungeon und legten alles flach, was bei drei nicht auf den Bäumen war – und in diesem Dungeon gab es keine Bäume. Es fielen einige coole Items, man lachte viel, redete viel und hatte Spaß. Man verglich den Hirschkäfer immer wieder mit einem ominösen Markus. Und haute schließlich auch dem Bossmob auf die Fresse.

Hirschkäfer stürmte anschließend frohgemut aus Tur Suil, die Sense in der Hand, das Headset auf den Kopf.

Und wenn sie ihn im TS nicht gemutet haben, kalauert er noch heute.

Ende
Thu 12 Nov 2020 4:35 PM by Astam
DANKE Gloti !!!!...

du warst der Grund, der mich zu dem klappernden Blechhaufen getrieben hat... auch wenn es dich dort leider nicht mehr gibt .....

wir sehn uns auf dem Schlachtfeld ;-)

ein Rächer Albions... ah ne mist Albions Rächer?!?... ach egal... Prost !!!


PO Artis
Fri 13 Nov 2020 1:18 AM by Ssssin
... Diese gar erbauliche Geschichte mit schnödem Text zu kommentieren, kommt mir einem Frevel gleich. Drum Mühe ich mich in gleichem Stile den Faden aufzugreifen:

Oblag doch bisher mir ( und diesem "ominösen Markus" ) die verantwortungsvolle Aufgabe "Die Lettanten" die in Wort und Schrift mit müden Kalauern, schnöden Kamellen und ermüdenden Anekdoten zu quälen.
So saß ich nun an diesem, verhängnisvollen Tag in Tir na Nog und sinnierte mit welch gar schaurigen Glossen ich meine Gefährten denn aus neue quälen möge.
Derart im Gedanken versunken, hätte ich doch fast jene Worte überhört die jene frisch geschlüpfte Gestalt an mich richtete: "Seid ihr ein Borkenkäfer?".
Den Schauder und das Grauen niederringend allein bei dem Gedanken, es könnte auch nur eine dieser sylvanerplagenden Ausgeburten der Hölle in der Nähe sein, bemerkte ich doch sogleich welch Geschenk des Himm... äh der Hölle diese Person darstellte - Hatte sie es doch mit nur 4 Worten geschafft mich in Angst und Schrecken zu versetzen

2 weitere Minuten des geistigen Austauschs genügten:
Dieses Potential durfte nicht in die falschen Hände äh Gilde fallen!

Als daraufhin die verhängnisvolle Frage gestellt wurde: "Was muss ich tun um Die Lettant zu werden" wusste ich, mein finsteres Treiben in den Reihen der Lettanten findet ihr Meisterstück in der Rekrutierung dieses gar göttli... äh teuflischen Geschenks.
Der Rest ist Geschichte die in Tur Suil geschrieben wurde und ihre Fortsetzung hoffentlich an vielen weiteren finsteren Orten Hibernias findet.

Und wenn sie nicht geflohen sind dann schmerzen den Lettanten noch heute Augen und Ohren....


Willkommen bei den Lettanten mein sinisteres "Patenkind"
Fri 13 Nov 2020 9:28 AM by Gloti
Touché! Patenonkelchen.
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