Ein Tag im RVR mit Nightwatch und Albions Rache
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Die Hühnchen rannten durch den Sauvage Wald, die Spinnen krabbelten fröhlich umher, die Lurikeene wuselten herum und redeten in einer Sprache, die vermutlich nicht mal sie selbst verstehen konnten. Und doch sollte an diesem Tag die Geschichte einen neuen Weg einschlagen, Neues sollte Konturen annehmen und Altes noch älter werden.
In Camelot war der Teufel los und nicht nur, weil die Arawnsekte eine wilde Orgie feierte, wie an jedem Donnerstag – nein es war Freitag.
Natürlich war Midgard Schuld an der ganze Aufregung, (es war Donnerstag) die Stinker aus dem Norden hatten das wunderschöne, stolze, mutige, ehrenhafte, wohlwollende, heroische, legendäre, wunderschöne, rotbepinselte, dosige... siegesverliebte Cear Sursbrooke eingenommen, die Dienerschaft erschlagen, die Hunde geschändet, die Damen des Hauses gebraten, oder umgekehrt und alles zusammen und überhaupt. Der dunkle, beißende Rauch der Niederlage kniff Liese immer noch in der Nase, obwohl das ganze doch bereits Stunden her sein musste, Tage, Wochen, Monate, Sekunden, Pfunde, Zentimeter und vieles mehr. Sie überblickte das Tal, sie überblickte den Hügel, ihr Auge reichte bis zu den Nebeln, die eine Weitsicht verhinderten, hauptsächlich wohl wegen der Framerate der Uraltgurkenrechner von anno 2001. Die Kamera zoomte nahe an das Gesicht dieser stählernen Frau, die im Herzen doch ein Mann war. Da! Ein Schweißtropfen rann ihr von der edlen Stirn, sie mochte sich aber ihre insgeheime Furcht nicht anmerken lassen. Jetzt musste sie ein guter Gruppenführer sein, ein echter „Lieder“, wie alle immer sagten. Liese wusste nicht, was ein „Lieder“ sein könnte, traute sich aber auch nicht zu fragen. Sie hatte in einem Wörterbuch nachgeblättert und nichts Genaues finden können. Vermutlich die maskuline Form eines beschwingten, poetischen Stückes, begleitet von Klarinetten, Klaribösen, Geigen, Klavieren, Kladreien, Flügeln, Trompeten, Trommeln, Triangeln, Posaunen und Arschschweinen. Liese liebte Kunst – manchmal sang sie sogar, natürlich ohne Zuschauer, Liese war ihr Talent etwas peinlich – obwohl sie doch eine Minne war. Und doch ging ihr nun einer ihrer Kompositionen durch den Kopf, die sie erst gestern geschrieben hatte:
„Tralalala… ein Alblein steht im Walde, ganz still und rot, vor ihm liegt ein Firbolg, zerhackt und tot. Seht euch nur den Firbolg an, wie viel der nur bluten kann. Der Alb tanzt froh im Blut herum, der Hibbi doch bleibt gaaahaaanz stumm…“, ein Lächeln umschmeichelte Lieses Lippen, wie ein Hauch von Frühling in einer kalten Winternacht. Sie musste ihren Freunden Recht geben, sie war ein ganz ausgezeichneter Lieder!
Der Ruf nach Unterstützung war erschollen und hatte sich in Windeseile über ganz Albion verbreitet. Die Gilde Nightwatch, emsig wie ein Bienenschwarm auf Hibbikraut mobilisierte was das Zeug hielt. Mobilisieren macht Spaß, denn man kann zeigen was man hat, anderen Angst machen, ohne fürchten zu müssen was auf die Rübe zu bekommen, sich tolle Klamotten anziehen, Heldengetue vom Stapel lassen, Frauen begeistern, Männern betören, viel Pudding essen und die Sau rauslassen. Man zeigt Muskeln, man bleckt die Zähne – vorher putzt man sie sich natürlich, denn dreckige Zähne zu blecken ist nicht so cool, wie weiße, strahlende Beißerchen. Mit einem Blinken im rechten Mundwinkel, das so viel heißt wie „Ich weiß nicht was das heißt, aber es ist verdammt cool!“.
Albions Rache hatte auch mobilisiert, alle Recken hatten ihre Schwerter geputzt, ihre Stäbe geölt, ihre Umhänge gebügelt, ihre Spitzhüte angespitzt, ihre Helme gewachst, ihre Dosen gepudert und ihre Ausdauerfässchen gefüllt – mit anderen Worten, sie hatten sich Bier eingepackt, Bier satt. Bier so viel das Herz begehrte. Nicht das olle Zeug, dass sie unten in Snowdonia trinken, das wie Wichtelpipi schmeckt. Nein, ihre Fässer waren randvoll gefüllt mit dem besten Dartmoorer Siegelhopfen Urgesteinpilsner, das Fass für 100 Goldstücke! Das Zeug knallt so monstermäßig rein, man fühlt sich nach nur drei bis vier Humpen wie eine Smargdkröte in Thidranki. Jedenfalls mobilisierte die glorreiche Gilde, Albions Rache, alle zwei Krieger, auf dass sie den Himmel mit ihren Waffen verdunkeln sollten – was ihnen aber nicht gelang und das sie daher nach einigen Fehlversuchen aufgaben.
Und diese kleine, aber feine Schar nährte sich nun dem Treffpunkt, angeführt vom lässigen Serenish, seines Zeichens Theurg und gefolgt von Ponder, dem blutdurstigen Rächer der Witwen und Waisen, die er, wie er stark hoffte, bald vermehren würde. Serenish, der berühmte Serenish, der sich einmal Kobolde unter die Schuhe band – einen links und zwei rechts, weil die beiden Rechten etwas kleiner waren als der Linke – und so durch Odins Tor schlenderte. Daher nannte man diesen ausgezeichneten Magier auch den Schneebeschuhten. Er tötete am liebsten alleine, hatte Nerven wie Stahl, Augen wie… naja, wie Augen eben und liebte Schokolade. Die mit den Nüssen drin, grrr, dafür hätte er töten können und manchmal tat er das auch.
Die beiden Gefährten trafen ein, als Liese gerade ihren Liedergedanken nachging. „Hallo Liese“, sagte Ponder. „Du bist ja schon da“, fügte er hinzu und bewies damit einmal mehr sein gutes Sehvermögen und seinen Scharfsinn, der an den vielen Wetzsteinen des Lebens gerieben und gerubbelt wurde. Ponder hatte es drauf. Ponder wusste was andere nicht wussten. Ponder wusste eine ganze Menge. Ponder war, nun er war… Ponder war ein Zauberer!
„Hey Rhex“, sagte Ponder fröhlich, als er den Hexer erblickte, „Weißt du wo ein Reh liegt?“
„Nein Ponder und ich will es auch gar nicht wissen.“
„Im Reliktschrein“, Ponder gluckste fröhlich, „Verstehst du? Reh-liegt…“
„Ja, toll. Jetzt hab ich’s. Toll.“, sagte Rhex und brachte ein gequältes Grinsen zustanden, das sich irgendwo zwischen Durchfallerkrankung und starker Suizidgefahr bewegte und nahm einen großen Schluck Ouzu aus seiner Taschenflasche. Die hatte er immer dabei, Bier war einfach nicht stark genug, nicht wenn Albions Rache am Start war.
Die Arawnritterin Leopard lehnte lässig an einer Ulme – so lässig wie man als Inconnu an einer Ulme lehnen kann. Sie verstand viel vom Lehnen, eine ihrer leichtesten Übungen – alles was keine Geschwindigkeit erforderte gehörte dazu. Als sie Trisha bemerkte huschte ein Lächeln über ihre blassen Lippen.
„Lange nicht gesehen“, Leopards Stimme sollte wohl fest klingen, verbarg ihre Anspannung aber nicht ganz. Ihr letztes Duell, zwar unter Freunden geführt, nichtsdestotrotz aber heftig, ernst, grimmig, legendär, streitlustig, verbissen, leidenschaftlich, stolz, ehrerbietig, grausam und unbeugsam, war erst gestern gewesen und hatte den Freunden alles abverlangt. Wenn Kameraden ständig versuchen, sich zu überragen, tut beiden bald der Hals weh – manchmal weil sie mit Äxten kämpfen, manchmal nicht.
„Ja“, Trisha nickte und spuckte in den Graben, wie ein alter Westernheld, nur dass man in Albion keine Westernhelden kannte und es daher niemanden auffiel: schade, die Geste war so endgeil cool, da wäre selbst Karl May der Schnapps im Glas geforen.
Lyndez und Amewiel, zwei ausgezeichnete, strahlende, gutaussehene, blendende, starke, tapfere und von Groupies umschwärmte junge Haudegen, grinsten sich eins, sie liebten diese Wiedersehen und das Bier und die Schokolade und all das Zeug. „Wenn wir nicht bald aufbrechen schlafe ich ein“, maulte Lyndez und Amewiel stimmte lebhaft zu.
„Also dann, alle stärkenden Gebete gesprochen? Alle am Ausdauerfässchen genuckelt?“, fragte Liese und war erstaunt als alle nickten, „Na dann los!“ und sie rannten ihrem bisher größten Kampf entgegen. Ihrem bisher größten Kampf am heutigen Tage. Ihrem größten Kampf der ihnen heute bevorstand. Nun, der Kampf war recht groß – größer als einige kleinere. Mensch, verderbt mir nicht alles, okay? Der Kampf war klein. Da habt ihrs. Zufrieden?
Ich will mich kurz fassen. Die Gefährten ließen die Sohlen qualmen, angeregt von den melodischen Trommelklängen Lieses, die es sich nicht verkneifen konnte eine Ode anzustimmen. Das Gepäck gefüllt mit Rammen, in Silberfolie verpackt, damit sie sich frisch hielten, den Kopf voll der schönen Vorahnungen, rannten die Freunde – rannten ihrem Glück entgegen. Oft musste die Gruppe Halt machen, einen Bogen drehen und Ponder einsammeln, der zu viel geredet und das Laufen vergessen hatte, oder tot irgendwo herumlag und den Leoparden, der einfach ein wenig langsam war – langsam wie eine Schildkröte, aber stark im Herzen, edel wie eine Schachtel Erdbeerpralinen mit Cremfüllung von Lindt, gut aussehend… naja, wie ein Inconnu eben – mit allen anderen Tugenden und Segen überschüttet, die man sich nur wünschen kann. Langsam mag sie sein unsere Leopardin, aber war nicht Jesus auch langsam und wurde dafür mit der schönen Prinzessin Vittalina belohnt? Oder verwechsele ich gerade etwas? Egal.
Die kleine Heerschar gelangte zur Burg, die sich trutzig und drohend vor ihnen aufbaute, in der ganzen Pracht und Herrlichkeit, die ein grauhässliches Bauwerk, aus den Anfängen der MMORPG-Geschichte zu bieten hat. „Das Teil will doch niemand haben“, hatte der aktuelle Besitzer sich gedacht und nicht abgeschlossen – sein erster Fehler! Und er war mit der Zahlung der Secruity-Mannschaft im Verzug – sein zweiter Fehler. Die Freunde knallten das Tor auf, dass es nur so aus den Angeln sprang, stürmten in den Innenhof, töteten alles was bei drei nicht auf den Bäumen war, ließen den Luriskelett-Antreiber links liegen, bauten die Ramme erneut auf, rammelten das Innentor in Stücke, stürmten hechelnd und sabbernd die Treppenrampe nach oben und prügelten ohne Erbarmen auf den fetten Lord ein. Als der Herr der Burg endlich Blut spuckte, es war ein ekelhafter Troll, streckte er die Waffen und alle durften ihm noch einmal mit Genuss in die Nieren treten, bevor der Todesstoß erfolgte.
Serenish bewahrte sich im Siegestaumel die Geistesgegenwart das Teil zu claimen und somit hatte Albions Rache ihr erstes Keep! Alle waren fröhlich, die hübschen Hofdamen tanzten Polonaise, Serenish gab eine Runde Schokolade aus, alle tranken Tee und Ouzu, lachten und zogen dann zum nächsten Abenteuer. Die Kleris haben ausgezeichnet geheilt und bekamen daher einen Schmatzer gratis. Die Leiche vom toten Troll-Lord wurde ausgestopft und noch Jahre später spielten die armen Kinder in Camelot mit dieserm dicken, grausigen Teddybären, der einst der Lord von Sursbrooke war.
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Die Hühnchen rannten durch den Sauvage Wald, die Spinnen krabbelten fröhlich umher, die Lurikeene wuselten herum und redeten in einer Sprache, die vermutlich nicht mal sie selbst verstehen konnten. Und doch sollte an diesem Tag die Geschichte einen neuen Weg einschlagen, Neues sollte Konturen annehmen und Altes noch älter werden.
In Camelot war der Teufel los und nicht nur, weil die Arawnsekte eine wilde Orgie feierte, wie an jedem Donnerstag – nein es war Freitag.
Natürlich war Midgard Schuld an der ganze Aufregung, (es war Donnerstag) die Stinker aus dem Norden hatten das wunderschöne, stolze, mutige, ehrenhafte, wohlwollende, heroische, legendäre, wunderschöne, rotbepinselte, dosige... siegesverliebte Cear Sursbrooke eingenommen, die Dienerschaft erschlagen, die Hunde geschändet, die Damen des Hauses gebraten, oder umgekehrt und alles zusammen und überhaupt. Der dunkle, beißende Rauch der Niederlage kniff Liese immer noch in der Nase, obwohl das ganze doch bereits Stunden her sein musste, Tage, Wochen, Monate, Sekunden, Pfunde, Zentimeter und vieles mehr. Sie überblickte das Tal, sie überblickte den Hügel, ihr Auge reichte bis zu den Nebeln, die eine Weitsicht verhinderten, hauptsächlich wohl wegen der Framerate der Uraltgurkenrechner von anno 2001. Die Kamera zoomte nahe an das Gesicht dieser stählernen Frau, die im Herzen doch ein Mann war. Da! Ein Schweißtropfen rann ihr von der edlen Stirn, sie mochte sich aber ihre insgeheime Furcht nicht anmerken lassen. Jetzt musste sie ein guter Gruppenführer sein, ein echter „Lieder“, wie alle immer sagten. Liese wusste nicht, was ein „Lieder“ sein könnte, traute sich aber auch nicht zu fragen. Sie hatte in einem Wörterbuch nachgeblättert und nichts Genaues finden können. Vermutlich die maskuline Form eines beschwingten, poetischen Stückes, begleitet von Klarinetten, Klaribösen, Geigen, Klavieren, Kladreien, Flügeln, Trompeten, Trommeln, Triangeln, Posaunen und Arschschweinen. Liese liebte Kunst – manchmal sang sie sogar, natürlich ohne Zuschauer, Liese war ihr Talent etwas peinlich – obwohl sie doch eine Minne war. Und doch ging ihr nun einer ihrer Kompositionen durch den Kopf, die sie erst gestern geschrieben hatte:
„Tralalala… ein Alblein steht im Walde, ganz still und rot, vor ihm liegt ein Firbolg, zerhackt und tot. Seht euch nur den Firbolg an, wie viel der nur bluten kann. Der Alb tanzt froh im Blut herum, der Hibbi doch bleibt gaaahaaanz stumm…“, ein Lächeln umschmeichelte Lieses Lippen, wie ein Hauch von Frühling in einer kalten Winternacht. Sie musste ihren Freunden Recht geben, sie war ein ganz ausgezeichneter Lieder!
Der Ruf nach Unterstützung war erschollen und hatte sich in Windeseile über ganz Albion verbreitet. Die Gilde Nightwatch, emsig wie ein Bienenschwarm auf Hibbikraut mobilisierte was das Zeug hielt. Mobilisieren macht Spaß, denn man kann zeigen was man hat, anderen Angst machen, ohne fürchten zu müssen was auf die Rübe zu bekommen, sich tolle Klamotten anziehen, Heldengetue vom Stapel lassen, Frauen begeistern, Männern betören, viel Pudding essen und die Sau rauslassen. Man zeigt Muskeln, man bleckt die Zähne – vorher putzt man sie sich natürlich, denn dreckige Zähne zu blecken ist nicht so cool, wie weiße, strahlende Beißerchen. Mit einem Blinken im rechten Mundwinkel, das so viel heißt wie „Ich weiß nicht was das heißt, aber es ist verdammt cool!“.
Albions Rache hatte auch mobilisiert, alle Recken hatten ihre Schwerter geputzt, ihre Stäbe geölt, ihre Umhänge gebügelt, ihre Spitzhüte angespitzt, ihre Helme gewachst, ihre Dosen gepudert und ihre Ausdauerfässchen gefüllt – mit anderen Worten, sie hatten sich Bier eingepackt, Bier satt. Bier so viel das Herz begehrte. Nicht das olle Zeug, dass sie unten in Snowdonia trinken, das wie Wichtelpipi schmeckt. Nein, ihre Fässer waren randvoll gefüllt mit dem besten Dartmoorer Siegelhopfen Urgesteinpilsner, das Fass für 100 Goldstücke! Das Zeug knallt so monstermäßig rein, man fühlt sich nach nur drei bis vier Humpen wie eine Smargdkröte in Thidranki. Jedenfalls mobilisierte die glorreiche Gilde, Albions Rache, alle zwei Krieger, auf dass sie den Himmel mit ihren Waffen verdunkeln sollten – was ihnen aber nicht gelang und das sie daher nach einigen Fehlversuchen aufgaben.
Und diese kleine, aber feine Schar nährte sich nun dem Treffpunkt, angeführt vom lässigen Serenish, seines Zeichens Theurg und gefolgt von Ponder, dem blutdurstigen Rächer der Witwen und Waisen, die er, wie er stark hoffte, bald vermehren würde. Serenish, der berühmte Serenish, der sich einmal Kobolde unter die Schuhe band – einen links und zwei rechts, weil die beiden Rechten etwas kleiner waren als der Linke – und so durch Odins Tor schlenderte. Daher nannte man diesen ausgezeichneten Magier auch den Schneebeschuhten. Er tötete am liebsten alleine, hatte Nerven wie Stahl, Augen wie… naja, wie Augen eben und liebte Schokolade. Die mit den Nüssen drin, grrr, dafür hätte er töten können und manchmal tat er das auch.
Die beiden Gefährten trafen ein, als Liese gerade ihren Liedergedanken nachging. „Hallo Liese“, sagte Ponder. „Du bist ja schon da“, fügte er hinzu und bewies damit einmal mehr sein gutes Sehvermögen und seinen Scharfsinn, der an den vielen Wetzsteinen des Lebens gerieben und gerubbelt wurde. Ponder hatte es drauf. Ponder wusste was andere nicht wussten. Ponder wusste eine ganze Menge. Ponder war, nun er war… Ponder war ein Zauberer!
„Hey Rhex“, sagte Ponder fröhlich, als er den Hexer erblickte, „Weißt du wo ein Reh liegt?“
„Nein Ponder und ich will es auch gar nicht wissen.“
„Im Reliktschrein“, Ponder gluckste fröhlich, „Verstehst du? Reh-liegt…“
„Ja, toll. Jetzt hab ich’s. Toll.“, sagte Rhex und brachte ein gequältes Grinsen zustanden, das sich irgendwo zwischen Durchfallerkrankung und starker Suizidgefahr bewegte und nahm einen großen Schluck Ouzu aus seiner Taschenflasche. Die hatte er immer dabei, Bier war einfach nicht stark genug, nicht wenn Albions Rache am Start war.
Die Arawnritterin Leopard lehnte lässig an einer Ulme – so lässig wie man als Inconnu an einer Ulme lehnen kann. Sie verstand viel vom Lehnen, eine ihrer leichtesten Übungen – alles was keine Geschwindigkeit erforderte gehörte dazu. Als sie Trisha bemerkte huschte ein Lächeln über ihre blassen Lippen.
„Lange nicht gesehen“, Leopards Stimme sollte wohl fest klingen, verbarg ihre Anspannung aber nicht ganz. Ihr letztes Duell, zwar unter Freunden geführt, nichtsdestotrotz aber heftig, ernst, grimmig, legendär, streitlustig, verbissen, leidenschaftlich, stolz, ehrerbietig, grausam und unbeugsam, war erst gestern gewesen und hatte den Freunden alles abverlangt. Wenn Kameraden ständig versuchen, sich zu überragen, tut beiden bald der Hals weh – manchmal weil sie mit Äxten kämpfen, manchmal nicht.
„Ja“, Trisha nickte und spuckte in den Graben, wie ein alter Westernheld, nur dass man in Albion keine Westernhelden kannte und es daher niemanden auffiel: schade, die Geste war so endgeil cool, da wäre selbst Karl May der Schnapps im Glas geforen.
Lyndez und Amewiel, zwei ausgezeichnete, strahlende, gutaussehene, blendende, starke, tapfere und von Groupies umschwärmte junge Haudegen, grinsten sich eins, sie liebten diese Wiedersehen und das Bier und die Schokolade und all das Zeug. „Wenn wir nicht bald aufbrechen schlafe ich ein“, maulte Lyndez und Amewiel stimmte lebhaft zu.
„Also dann, alle stärkenden Gebete gesprochen? Alle am Ausdauerfässchen genuckelt?“, fragte Liese und war erstaunt als alle nickten, „Na dann los!“ und sie rannten ihrem bisher größten Kampf entgegen. Ihrem bisher größten Kampf am heutigen Tage. Ihrem größten Kampf der ihnen heute bevorstand. Nun, der Kampf war recht groß – größer als einige kleinere. Mensch, verderbt mir nicht alles, okay? Der Kampf war klein. Da habt ihrs. Zufrieden?
Ich will mich kurz fassen. Die Gefährten ließen die Sohlen qualmen, angeregt von den melodischen Trommelklängen Lieses, die es sich nicht verkneifen konnte eine Ode anzustimmen. Das Gepäck gefüllt mit Rammen, in Silberfolie verpackt, damit sie sich frisch hielten, den Kopf voll der schönen Vorahnungen, rannten die Freunde – rannten ihrem Glück entgegen. Oft musste die Gruppe Halt machen, einen Bogen drehen und Ponder einsammeln, der zu viel geredet und das Laufen vergessen hatte, oder tot irgendwo herumlag und den Leoparden, der einfach ein wenig langsam war – langsam wie eine Schildkröte, aber stark im Herzen, edel wie eine Schachtel Erdbeerpralinen mit Cremfüllung von Lindt, gut aussehend… naja, wie ein Inconnu eben – mit allen anderen Tugenden und Segen überschüttet, die man sich nur wünschen kann. Langsam mag sie sein unsere Leopardin, aber war nicht Jesus auch langsam und wurde dafür mit der schönen Prinzessin Vittalina belohnt? Oder verwechsele ich gerade etwas? Egal.
Die kleine Heerschar gelangte zur Burg, die sich trutzig und drohend vor ihnen aufbaute, in der ganzen Pracht und Herrlichkeit, die ein grauhässliches Bauwerk, aus den Anfängen der MMORPG-Geschichte zu bieten hat. „Das Teil will doch niemand haben“, hatte der aktuelle Besitzer sich gedacht und nicht abgeschlossen – sein erster Fehler! Und er war mit der Zahlung der Secruity-Mannschaft im Verzug – sein zweiter Fehler. Die Freunde knallten das Tor auf, dass es nur so aus den Angeln sprang, stürmten in den Innenhof, töteten alles was bei drei nicht auf den Bäumen war, ließen den Luriskelett-Antreiber links liegen, bauten die Ramme erneut auf, rammelten das Innentor in Stücke, stürmten hechelnd und sabbernd die Treppenrampe nach oben und prügelten ohne Erbarmen auf den fetten Lord ein. Als der Herr der Burg endlich Blut spuckte, es war ein ekelhafter Troll, streckte er die Waffen und alle durften ihm noch einmal mit Genuss in die Nieren treten, bevor der Todesstoß erfolgte.
Serenish bewahrte sich im Siegestaumel die Geistesgegenwart das Teil zu claimen und somit hatte Albions Rache ihr erstes Keep! Alle waren fröhlich, die hübschen Hofdamen tanzten Polonaise, Serenish gab eine Runde Schokolade aus, alle tranken Tee und Ouzu, lachten und zogen dann zum nächsten Abenteuer. Die Kleris haben ausgezeichnet geheilt und bekamen daher einen Schmatzer gratis. Die Leiche vom toten Troll-Lord wurde ausgestopft und noch Jahre später spielten die armen Kinder in Camelot mit dieserm dicken, grausigen Teddybären, der einst der Lord von Sursbrooke war.